Rezensionen Jungiana Reihen A und B


Rezensionen in Zeitschrift für Symbolsysteme, Hrsg. Archiv für altes Gedankengut und Wissen (aagw-gnostika.de)


Rezension von F. W. Schmitt in: Gnostika Nr. 58, April 2016

Revidierte Neuerscheinung von:
Marie-Louise von Franz: Divination und Synchronizität. Zur Psychologie des sinnvollen Zufalls

Schon beides, Divination und Synchronizität, basieren auf einer anderen Art des Denkens. Nicht steht die kausale Logik im Vordergrund, sondern analoges Denken, dass sich der Welt qualitativ nähert. Synchronizität ist das Phänomen des Zusammenfalls von innerer Schau und äusserem Ereignis – ich sehe einen roten Bus vor meinem geistigen Auge und ein roter Bus kommt im selben Moment um die Ecke -, weder lenk- noch beherrschbar. Ebenso wenig sind Träume und ihre Bedeutung eindeutig zu klassifizieren. Umso erstaunlicher, dass sich alle Kulturen mit der Vorausschau, dem Wahrsagen und Prophezeiung beschäftigen. Divination ist die Hoffnung, ein wenig den Schleier zu lüften, der über der Zukunft liegt. Dafür ersann der Mensch verschiedene Instrumente. Eines davon ist das I Ging. Mit seiner Hilfe sollte der Fragende intuitiv Zugang zum Wissen des Unbewussten erlangen. Das System wurde perfektioniert. Die Grundlage waren Zahlen und Muster. Und hier treffen sich Aberglaube und Wissenschaft. Beide beschäftigen sich mit der Zukunft, wenden Methoden an, um die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Entwicklungen zu ermitteln. Wissenschaft, hier ist man sich mit Karl Popper einig, trifft Voraussagen über einzutretende Ereignisse. Marie-Louise von Franz vergleicht nun mathematische Ideen mit der Zahlenvorstellung archaischer Kulturen und beschreibt dabei lebendig und faszinierend die geheimnisvolle Welt der Zahlen. Wie lernte der Mensch zählen und was bedeutete ihm anfangs die Zahl? Dem Menschen waren Zahlen ursprünglich Götter, das heisst, sie waren lebendige Wesen. Zahlen messen nicht nur Quantitäten, sondern stellen ebenso Qualitäten dar, zum Beispiel die Qualität einer bestimmten psychischen Situation. Mit Hilfe der Zahlen und Zahlenmuster des Orakels versucht der Mensch, die im Hintergrund wirkende archetypische Konstellation zu erfassen. Damit begegnen sich Psyche und Materie, was meint, dass letztlich jedes Divinationsorakel auf einem synchronistischen Ereignis basiert. Marie-Louise von Franz, eine der bedeutendsten Schülerinnen C. G. Jungs greift dessen Forschungen auf und führt sie weiter, um der Frage des Zusammenhangs zwischen Psyche und Materie nachzugehen. Dabei zeigt sich eine geheimnisvolle Wirklichkeit, die beide Bereiche zu erfassen scheint.

Rezension von Wolfram Frietsch in: Gnostika Nr. 59, November 2016

Revidierte Neuerscheinung von:
Marie-Louise von Franz: Symbolik des Märchens. Versuch einer Deutung. Buch I von Band I. Mitarbeit: Hedwig von Beit.

Das Erscheinen dieser auf mehrere Bände angelegten Werkausgabe kann als kleine Sensation gelten. Doch der Reihe nach: Marie-louise von Franz war enge Mitarbeiterin C. G. Jungs. Bekannt wurde sie durch ihre umfangreichen Märcheninterpretationen, die therapeutische Arbeit mit Wolfgang Pauli, die Zusammenarbeit mit Jung am Mysterium Coniunctionis – sie steuerte den dritten Band Aurora Consurgens bei – und die Zusammenarbeit mit Emma Jung bei deren Aufarbeitung der Gralslegende. Als allseits geschätzte Therapeutin und Autorin mehrerer Bücher über Märchen festigte sie dann ihren Ruf. Gerade um die Märchendeutung geht es nun. In den letzten Jahrzehnten kannte man das vorliegende Werk nur unter der Autorin Hedwig von Beit, die, so war in ihrem Vorwort zu lesen, unter Mitwirkung von Marie-Louise von Franz, eine umfangreiche und bis heute richtungsgebende Märchendeutung vorlegte. Wie sich herausstellte, war es genau umgekehrt. Hedwig von Beit war es, die Material zur Sichtung, Überarbeitung und Fertigstellung an Frau von Franz übergab. Diese erweiterte die Sammlung und arbeitete neun Jahre daran. Aufgrund eines dubiosen Vertrages und noch suspekteren Androhungen, C G. Jung zu verleumden, schwieg von Franz. Die Arbeit an den Märchenbänden geschah nicht nur um deren Symbolik willen, sondern auch, um die Sichtweise C. G. Jungs auf dieses Feld der Forschung auszudehnen. Das vermochte von Beit alleine nicht, macht aber gerade die Hauptarbeit des Werkes aus. „Aus den obigen Aussagen geht eindeutig hervor, dass Marie-Louise von Franz zu Entstehung weit mehr geleistet hat als ‚Anregungen’ und ‚Unterstützung’, wie Hedwig von Beit in der Einleitung von Symbolik des Märchens schreibt. Es besteht kein Zweifel, dass es das Werk von Marie-Louise von Franz ist.“ – Es ist das grosse Verdienst der Herausgeber, nicht nur dieses jahrzehntelange Missverständnis in der Autorschaft aufgeklärt zu haben, sondern auch eines der wichtigen Bücher zur Symbolik der Märchen der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Weitere Bände werden folgen. Wir sind gespannt!

Rezension von Wolfram Frietsch in: Gnostika Nr. 62, Mai 2018

Revidierte Neuerscheinung von:
Marie-Louise von Franz: Symbolik des Märchens. Gegensatz und Erneuerung im Märchen. Buch I von Band II. Mitarbeit: Hedwig von Beit.

Nun liegt der dritte Abschnitt – Buch 1 von Beit II – der Symbolik des Märchens von Marie-Louise von Franz vor. Die Vorgeschichte ist bereits in anderen Rezensionen thematisiert worden. Deshalb nur kurz dazu. Ursprünglich wurde als Autorin des Werkes Hedwig von Beit (Pseudonym für Hedwig von Roque) geführt. Marie-Louise von Franz blieb lediglich kurz erwähnt. Mittlerweile konnte nachgewiesen werden, dass sie nicht nur die Hauptlast trug, sondern im Prinzip das Werk insgesamt verfasst hatte. Aufgrund einer dubiosen Aktion wurde sie aber sozusagen an den Rand gedrängt. Die Stiftung für Jung’sche Psychologie hat diesen Umstand aufgeklärt und die Autoren- und Publikationsrechte des umfangreichen Werkes erworben, um sie nun unter der legitimen Autorin Marie-Louise von Franz neu aufzulegen. Was macht das Werk so besonders? Zum einen, die detaillierte und akribische Auswertung der Quellen aufgrund des Leitfadens Jung’scher Psychologie. Die Archetypen sind sozusagen der Rote Faden, an dem sich das Werk entlanghangelt. Im Band wird nun das Problem der Erlösung thematisiert. Diese reicht über den verzauberten Prinzen und die Prinzessin bis zur gegenseitigen Erlösung der Geschwister. Programmatisch schreibt Marie-Louise von Franz: „Die Märchen spiegeln als Abbilder des die Realität prägenden archetypischen Geschehens einen Ablauf, an dem sowohl Mann wie Frau durch ihr Unbewusstes teilhaben. Aus diesem Ablauf sei im Folgenden ein im Märchen häufig dargestelltes Thema herausgegriffen, und zwar das der Erlösung des Partners aus Bedrängnis und Not. [...] Wenn die diese Urbilder darstellenden Gestalten im Wechselspiel der Märchenhandlung zu einander in Beziehung treten und gegenseitig ihr Schicksal beeinflussen, so ist die eine von ihnen die bewusstseinsnähere und bemüht sich aktiv um die Erlösung der anderen, während diese unbewusstere, gebundenere erlöst wird. Bereits in den Märchen des ersten Bandes waren die Gestalten, die Bilder seelischer Kraft, als in das Aussermenschlich-Stoffliche reichende und dort gebundene Wesenheiten geschildert, und sie waren zum Teil dort in einer Notlage dargestellt, aus der sie durch das höhere menschliche Bewusstsein erlöst werden sollten. Erlösung bedeutet hierbei Wandlung zum freien, über sich selbst bewusst bestimmenden und von knechtischer Bindung an die dämonischen Kräfte der Materie unabhängigeren Menschen, eine Umwandlung eben der Naturdämonie in das ihr überlegene Menschliche. Dieses besondere Problem der Erlösung ist im Märchen in so tiefreichenden Symbolen zusammenhängend dargestellt, dass sich wohl sagen lässt, in ihm sei das Wesentlichste der im Märchen Bild gewordenen seelischen Wahrheiten zusammengefasst“. Wie die vorangegangenen Bände so auch dieser: Ein unersetzliches Kleinod der Märchenforschung!


Neuheiten


JUNGIANA Reihe B Band 14: Das dritte Wort - Eva Wertenschlag
Der Schöpfungsmythos der Dogon
«Schliesslich steigen die acht Ahnen mit einem gewaltigen Dekor von Symbolen auf die Erde zurück, ...

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Bild des Buchcovers JUNGIANA B, Band 13: "Das dritte Wort, Der Schöpfungsmythos der Dogon", Verlag Stiftung Jung'sche Psychologie

MARIE-LOUISE VON FRANZ: Archetypische Muster im Märchen"
Jung erzählt von einem Märchen, in dem ein Waisenjunge von seinen Dienstherren schlecht behandelt wird. Er läuft blindlings weg. Bald scho...

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Bild des Buchcovers "Archetypische Muster im Märchen", Verlag Stiftung für Jung'sche Psychologie

Im Film von Françoise Selhofer gibt Marie-Louise von Franz Einblick in ihr eigenes Leben, ihre Begegnung und Zusammenarbeit mit C.G. Jung, ihr Verständnis seiner Psychologie, die Entstehung ihres We...

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Bild des Covers "DVD: Marie-Louise von Franz, Interview in Bollingen", Verlag Stiftung Jung'sche Psychologie

MARIE-LOUISE VON FRANZ: 4 Bücher-Set "Symbolik des Märchens" Symbolik des Märchens Versuch einer Deutung Buch 1 von Band I Symbolik des Märchens Versuch einer Deutung Buch 1 von Band II Symboli...

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Bild der 4 Bücher aus dem Set "Symbolik des Märchens", Verlag Stiftung Jung'sche Psychologie

Symbolik des Märchens Gegensatz und Erneuerung im Märchen Buch 2 von Band II
In Symbolik des Märchens setzte sich Marie-Louise von Franz mit weit über 1000 Märchen aus aller Welt auseinander. Mi...

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Bild des Buchcovers "Symbolik des Märchens", Buch 2 Band II, Verlag Stiftung Jung'sche Psychologie

JUNGIANA Reihe B Band 13: Weisheit aus den Träumen - Hansueli F. Etter Die evolutionspsychologische Bedeutung innerer Bilder
Wie beim Einzelnen vermag wohl auch im Kollektiv nur eine tiefe Krise da...

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Bild des Buchcovers JUNGIANA B, Band 13: "Weisheit aus den Träumen", Verlag Stiftung Jung'sche Psychologie

Symbolik des Märchens Gegensatz und Erneuerung im Märchen Buch 1 von Band II
In Symbolik des Märchens setzte sich Marie-Louise von Franz mit weit über 1000 Märchen aus aller Welt auseinander. Mi...

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Bild des Buchcovers "Symbolik des Märchens, Buch 1 Band II", Verlag Stiftung Jung'sche Psychologie

Viele Märchen weisen daraufhin, dass es im Leben um Reifung und Selbstwerdung geht. C.G. Jung hat diesen Prozess Individuation genannt. Das eigentliche Ziel der Individuation ist innere Ganzheit, was...

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Bild des Buchcovers *Das Weibliche im Märchen", Verlag Stiftung Jung'sche Psychologie